Trip nach Spanien
Die Semesterferien nutzte ich voll aus und flog nach Spanien um eine ganz bestimmte Route zu probieren – First Ley (9a+/11+).
Mit dem Flugzeug ging es von Venedig nach Barcelona, wo wir uns ein Mietauto nahmen und Richtung Cornudella de Montsant aufbrachen. Dort, zwischen den Klettergebieten Margalef, SIurana und Montsant zogen wir in ein kleines aber feines Apartment ein. Am Anreisetag machten wir noch einen kurzen Abstecher nach Siurana und spazierten zur legendären Kletterroute „La Capella“ (9b/12-) die ich schon das Jahr zuvor auscheckte. So ließen mein Vater, meine Schwester und ich den Abend gemütlich ausklingen.
Am nächsten Tag nach einem guten Frühstück und einem Kaffee in der kleinen Bäckerei stiegen wir ins Auto und fuhren nach Margalef, wo mein Projekt „First Ley“ (9a+/11+) auf mich wartete. Während wir den Sektor „El Laboratori“ entlang hinauffuhren, betete ich, dass die starken Regenfälle im Jänner, der Route nicht immer noch nachhängen. Kaum um die Kurve sahen wir auch schon das Glück und das Unglück. Was mich sehr freute war, dass ich den polnischen Top-Kletterer Mateusz Haladaj bei seinem Projekt „First round, first minute“ (9b/12-) entdeckte, die den gleichen Einstieg mit meiner Route teilt. Unglücklich aber war, dass der Start der Route nass war. Ununterbrochen tropfte es von den Sintern herunter und Mateusz erklärte mir, dass ein Teil eines Sinters abgebrochen sei aufgrund der Nässe und der Belastung. Gott sei Dank war kein Griff von dem Abbruch betroffen.
Nach kurzem Tratsch stellten wir entschlossen fest, dass wir zusammen projektieren könnten. Mein Vater und meine Schwester gingen in einen leichteren Sektor, was ihnen natürlich sehr gelegen kam.
Wir starteten damit die zwei Routen zu reinigen und zu trocknen. Wie geschickt Mateusz dabei vorging, war wirklich beeindruckend. Er dachte an jedes Detail. Man konnte sehen, wie viel Zeit er schon in dieses harte Projekt investiert hat und wie unglaublich viel er über jede Kleinigkeit dieser Route wusste. Danach checkten wir den oberen, trockenen Teil unserer Projekte aus. Abends, nach einem sehr interessanten Klettertag, tauschten wir unsere Telefonnummern aus.
Der nächste Tag war ein Pausetag, den ich bei leichter Kletterei in Siurana verbrachte.
Am darauffolgenden Nachmittag traf ich Mateusz wieder in Margalef und wir begutachteten unser Werk. Die Routen waren tatsächlich schon etwas trockener als zwei Tage zuvor. Trotzdem beschlossen wir den unteren Teil der Routen noch etwas Zeit zu geben und nur die oberen Teile zu probieren. An diesem Tag zeigten sich auch erste Fortschritte und wir kletterten bis spät abends. Ein wichtiger Tipp, den ich vom Mateusz bekam ist, nicht zwei Tage hintereinander hart zu klettern und so fuhren wir am nächsten Morgen ins zwei Stunden entfernte Santa Linya – sozusagen als Sightseeing-Tour. Die riesige Höhle mit der unglaublichen Dichte an extrem schwierigen Kletterrouten faszinierte mich. Außerdem sahen wir Edu Marin und Seb Bouin, die „Stoking the fire“ (9b/12-) probierten.
Entgegen allen Tipps, beschlossen Mateusz und Ich am nächsten Morgen nun zwei Tage hintereinander in Margalef zu verbringen. An diesem Tag gelang mir, die Route mit nur einem Hänger zu klettern. Für mich bedeutete dies viel, denn man merkt, dass man von einem Durchstieg gar nicht so weit entfernt ist. Auch Mateusz machte ein paar wirklich bemerkenswerte Versuche.
Am zweiten Klettertag war der Einstieg endlich halbwegs trocken und wir konnten die Kletterrouten vom Boden probieren. Mateusz machte Durchstiegsversuche in seiner 9b und ich konnte zum ersten Mal den Start meiner 9a+ probieren. Bis auf einen ungemütlichen Knieklemmer, schaffte ich nun zumindest alle Einzelzüge. An diesem Tag schien die Sonne ohne Gnade. Es fühlte sich wie ein Sommertag an und meinen Bizeps ging es durch das viele harte Klettern nicht mehr gut. Schließlich zwang mich der Bizeps aufgrund von starken Schmerzen, die sich sogar bis in den Ellenbogen zogen zum Aufgeben. Ich sicherte Mateusz noch ein paar Mal aber auch er klagte über die schlechten Bedingungen und die Hitze. Ganz zum Schluss konnte ich mich doch noch überwinden den Knieklemmer zu üben, den ich die ganze Woche verschmähte und siehe da, er funktionierte!
Unser letzter gemeinsamer Klettertag ging somit sonnig zu Ende.
Am letzten Tag besuchten wir noch die weltberühmte Route „Perfecto Mundo“ (9b+), die uns in Staunen versetzte.
Summa Summarum erreichte ich mein Ziel, dass ich mir für diese Woche auf „First Ley“ (9a+/11+) gesteckt hatte. Ich konnte innerhalb dieser Woche alle Details auschecken und sie tatsächlich schon in zwei Teile klettern. Beim nächsten Trip bin ich somit bestens vorbereitet und kann mit den Durchstiegsversuchen beginnen. Außerdem war es sehr lehrreich mit einem Profi wie Mateusz Haladaj eine Woche lang gemeinsam zu klettern, zu philosophieren und Erfahrungen auszutauschen – von ihm kann man vieles lernen.
Ich hoffe, dass der nächste Trip nach Margalef Erfolg bringen wird und auch Mateusz sein Projekt in naher Zukunft schaffen wird.
Über den Autor
Nicolas Ferlitsch
Verein: Alpenverein
Sportart: Klettern
Geburtstag: 25.05.2001