Danke, grazie, merci, obrigado und tack, Pommy!

Vom 18. bis 24. August waren Pommery und ich in Göteborg / SWE und nahmen an den Europameisterschaften der Para-Dressur teil. Dies war nach der EM in Deauville / FRA und den Paralympics in Rio de Janeiro / BRA unser drittes gemeinsames Championat in unserer dreijährigen Zusammenarbeit und gleichzeitig auch unser letztes Turnier.

Gleich um es vorweg zu nehmen: Pommery bleibt noch immer aktiv im Nationalen Turniersport. Mein Professor bringt nun einer jüngeren Reiterin die Turnier-Routine bei. Ich selbst bleibe mit einem Nachwuchspferd, welches voraussichtlich im Herbst vorgestellt wird, der Para-Dressur erhalten.

Zurück zur Europameisterschaft. Pommery und ich hatten uns relativ schnell an das recht kühle Wetter im Norden gewöhnt und legten bereits im ersten Training eine gute Gelassenheit an den Tag. Bei der Begutachtung des Bewerbs-Vierecks, welches auf einem Parkplatz mitten in der Stadt errichtet worden war, konnte der schwarzbraune Wallach zumindest schon mal keine „Geister“ erkennen und auch die morgendliche Frische sowie die ungewohnte Geräuschkulisse der Großstadt machte ihn nichts aus. Während meiner Zeit, die ich am Turniergelände zu Fuß verbrachte, konnte ich gut meinem Mentaltraining nachkommen. Auch im restlichen Team war eine relativ entspannte Atmosphäre zu spüren. Einziges Manko war mein Schlafmangel, der durch das ständige aus dem Bett fallen verursacht wurde (ja, selbst mit 1,64 m kann und gewöhnlicher Statur kann man für ein Bett zu groß sein 😛 ).

Am ersten Wettkampftag sammelte ich meine Energie und bereitete mich – wie gewöhnlich – auf der Tribüne sorgfältig vor. Durch das gute Zeitmanagement konnte mich stressfrei auch im Sattel auf die anstehende Prüfung gut vorbereiten und bekam sogar in den letzten 15 Minuten ein Viereck für mich alleine, wo ich mehrmals die Aufgabe durchritt und mit meinen Trainern Sara und Georg Wahl an dem letzten Feinschliff arbeitete.
Schließlich ging es dann los in die große Arena. Immer noch gut drauf konnte ich kurz vor dem Einreiten noch eine Runde um das entscheidende Viereck drehen. Mit dem Pfeifton – die übliche Glocke war für die Prüfung nebenan bestimmt – wurde der Eingang geöffnet und ich begann mit Pommery den Einzelbewerb. Wir gaben uns fit und gleichzeitig entspannt – fast schon wie zu Hause im Training. Natürlich war ich darauf bedacht, mein Markenzeichen nicht zu vergessen: mein Lächeln. Für unsere Prüfung bekamen wir 66.4 % und damit Platz 12 in der Einzelwertung, mit der ich ganz zufrieden war.

Man sollte meinen mehr Entspanntheit vor dem Bewerb geht nicht? Der hätte uns am zweiten Tag erleben müssen. Etwa 30 Minuten vor dem Aufwärmen döste Pommy in seiner Box und Sara und ich auf der Bank in der benachbarten Materialbox vor uns hin. Meinem Reitstil – wie man bereits später beim Aufwärmen beobachten konnte – beeinträchtige es jedenfalls nicht. Kaum saß ich im Sattel waren der Wallach und ich wieder frisch und munter – und auch in der Prüfung selbst zeigten wir uns fast durchgehend von unserer besten Seite… bis dann die letzte Mittelline kam. Mir wurde schlagartig bewusst, dass ich im Begriff war, meine letzte Prüfung mit Pommery zu beenden. Aus dem Nichts schossen mir auf den letzte 15 Metern Tränen in die Augen. Nach dem Absteigen brauchte ich ein paar Minuten, bis ich mich wieder gefasst hatte und mich in die Mixed Zone zum Interview begab. Diesen Ritt bewerteten die Richter mit 66.1 % und wir landeten auf Platz 10, mit dem gesamten Team konnten wir Platz 6 erreichen. Im Nachhinein betrachtet bin ich sehr froh und zugegebener Maßen, mich, unter diesen Umständen und noch weiteren mentalen Erschwernissen aus dem privaten Kreis (Todesfall in der Familie zwei Wochen zuvor ), dermaßen lange auf den Ritt konzentrieren konnte.

Am nächsten Tag waren die Tränen wieder getrocknet und da wir es leider nicht in das Finale geschafft hatten, durfte ich noch ein Spaß-Training mit Pommy reiten. Natürlich gaben wir da in erster Linie im Galopp Gas, aber auch Übungen der höheren Klassen zeigte mir mein Professor nochmal. 😀

Alles in allem sehe ich dieses Championat als gelungen an – und vor allem mit vielen Emotionen. Nun sind wir wieder zurück in Kärnten und ich darf mich schon auf den kommenden Herbst freuen. Unter anderem bin ich jetzt im Spitzensport und Studium – Programm der AAU aufgenommen worden, und noch einige andere Sachen halten die kommenden Monate schon aus heutiger Sicht für mich bereit! 😀

Kommentare zu den Bildern: Ja, Pommy hat mich in der Materialbox besucht und ja, wir hatten auf das Park-Ticket vergessen ;D

Über den Autor
Julia Sciancalepore

Verein: Reitverein St. Georg
Sportart: Para – Sport
Geburtstag: 24.09.1995

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