Nach meiner Teilnahme an den Paralympics 2016 in Rio hatte ich studentisch und pferdebedingt eine lange Durststrecke bis zu meiner persönlichen Turniersaison 2017. Wir wollten Pommery, der im März bereits seinen 21. Geburtstag feierte, in seiner letzten Para-Saison mit mir schonen, daher suchte ich bereits im Frühjahr nach einer verkürzten Qualifikation für die EM an, welche auch genehmigt wurde. Daher zählt unser Ergebnis von Somma Lombardo doppelt, was wiederum mehr Leistungsdruck für mich bedeutet hatte. Umso erfreulicher bin ich über mein bestes Turnierergebnis seit meiner (Um)- Gradifizierung.

Bereits bei der Planung meiner Saison Anfang Jänner stand für mich schon klar, dass es für Pommy und mich wieder nach Mailand gehen würde. Zum einen war es das naheste internationale Turnier (da Verona dieses Jahr keines veranstaltet hatte), zum anderen hatte ich Somma Lombardo als sowohl vom Ablauf als auch von der Umgebung sehr entspannt und angenehm im Kopf, wenn man unsere Zwischenübernachtungen in Meran / Südtirol beachtete.

Bei meiner Ankunft in Somma Lombardo stellte ich relativ schnell fest, dass das Regenproblem des letzten Jahres wohl kaum auftreten würde, stattdessen mussten wir mit Stechmücken, Kribbelmücken, Bremsen und anderen Blutsaugern kämpfen. Diese Insekten-Invasion ging sogar schon so weit, dass wir im Wettbewerb selbst mit Pferdegesichtsmasken reiten durften. Ehrlich gesagt hatte ich bei Pommery bedenken, ob wir überhaupt halbwegs das Programm reiten konnten, da er normalerweise eher empfindlich auf Fliegen reagiert. Dank der schnell besorgten Maske und dem Kaltstart konnte sich Pommery am Freitag fast schon optimal präsentieren – nur ich hatte mit den Mücken in Ohren und Augen leichte Schwierigkeiten und noch dazu eine minimale Änderung der Aufgabe (die im Jänner erschienen ist und in der Saison korrigiert wurde) übersehen. Trotzdem bekamen wir 64,226 % und landeten auf den 5. Platz. Etwas verärgert über mein Versäumnis ließ ich mir gleich nach der Siegerehrung die morgige Aufgabe ausdrucken – diese war gleich geblieben und ich beschloss mich nach vorne zu konzentrieren.

Da Pommery schon am Freitag gut gegangen war behielten wir den Zeitplan für Samstag gleich, mit der Ausnahme, dass Pommy als Begleitpferd für Contessa, der Stute meines Kärnten Sport und Teamkollegen Michael Knauder, ohne mich mit ans Viereck gehen würde. Ich wartete in der Zwischenzeit im Stall mit Sattel und Zaumzeug auf meinen Partner und versuchte gleichzeitig den sandigen Pfoten der Hunde (meiner Trainer) mit der weißen Reithose auszuweichen – mit Erfolg. Wenig später saß ich dann auf dem Wallach und ritt in meine Prüfung ein. Trotz der 33 Grad schien der Schwarzbraune sehr fleißig und auch ich konnte die Mücken besser ausblenden. Für diesen Ritt bekamen wir 69.107 % und konnten uns auf den dritten Platz vorverlegen.

Am nächsten Tag war der Zeitplan schon etwas straffer. Zwischen Michael und mir wurde nur Lokalmatador Sara Morganti eingeschoben und da ich in der Musikkür anspruchsvollere Lektionen reite, wollte ich nicht ganz so kalt an den Start gehen. In der Praxis hieß das: aufwärmen, absteigen und Pferd abgeben, wieder aufsteigen, weiter aufwärmen und dann in die Prüfung. Etwas flott war Pommery mit mir in der Aufwärmarena unterwegs, weshalb ich ihn trotz Hitze vermehrt traben ließ. Im Wettbewerb selbst wirkte er für mich als Reiter ziemlich faul und ließ sich für jeden Schritt bitten. Umso überraschter waren die durchwegs positiven Kommentare meiner Teamkollegen danach und als ich – nach dem Versorgen des Pferdes – das Video an sah, bemerkte ich selbst nichts mehr von der vorher gefühlten Faulheit – die Prüfung war fast perfekt. Von den Richtern bekam ich daher 71,489 % und verpasste um bittere 0,2 % den zweiten Platz – d.h. wieder auf Platz 3. Über diese Differenz ärgerte ich mich nicht, schließlich hatte ich die 70 % Hürde endlich geknackt.

Mit einem guten Gefühl sehe ich schon dem nächsten Turnier, der Staatsmeisterschaft, am nächsten Wochenende entgegen und freue mich über meine guten Doppelpunkte in der Qualifikation. Bevor es aber richtig nach Tirol geht, werde ich heute und morgen mich wieder verstärkt auf mein Mentaltraining vorbereiten und auch noch ein paar Dinge für die FH erledigen.

Somit bedanke ich mich herzlichst bei Kärnten Sport, KELAG und meinen anderen Sponsoren.

Bis bald! 😀

VIDEOLINKS
Freitag: https://www.youtube.com/watch?v=z27f2hMZTFI
Samstag: https://www.youtube.com/watch?v=Ltrf0vnufsc&t=4s
Sonntag: https://www.youtube.com/watch?v=M3ARMkrmb0A&t=2s

Über den Autor
Julia Sciancalepore

Verein: Reitverein St. Georg
Sportart: Para – Sport
Geburtstag: 24.09.1995

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